Geheimtipp! Wer kennt Jim Ford? Finger hoch! Oh, da hinten in der Countryecke heben zaghaft zwei Vollbärte ihre Fingerchen. Respekt! Zehn Bier für die Männer vom Sägewerk! Zugegeben, mir war Ford auch bislang gänzlich unbekannt. Ein kürzlich erschienener Zeitungsbericht weckte mein Interesse. Eigentlich hätte dieses Album auch in Daniel Deckers „Not Available“-Kolumne gepasst. Doch wer zuerst kommt, ma(h)lt zuerst. Und meine Farben sind immer angerührt und der Pinsel griffbereit.
Die Fakten zuerst. Jim Ford ist tot. Er starb 2007, vielleicht einsam, in seinem Wohnwagen. Dort hauste der Vogel angeblich die letzten Jahre und da gammelten nicht nur die Bänder vor sich hin. Nun nach Jahren des Vergessens schenkt uns die Bear Family ein verschollenes Masterpiece.
Wir reiten kurz in die Siebziger zurück. Verlieren auf dem Weg öfters unseren Stetson und treffen auf halber Strecke Ikonen wie Bobby Womack und Sly Stone. Sie grüßen wissend, denn für sie war Jim Ford nicht der mysteriöse Unbekannte, sondern das Genie mit Kratzstimme und Weitblick. Auch Nick Lowe verbeugt sich vor unserem Gaul und bedankt sich artig für diesen Artikel. Nichts zu danken, Nick!
Jim Ford war in den Siebzigern immer auf dem Sprung. In die Popularität und in die Betten feuriger Häschen. Der Partyhengst trieb es doll. Alkohol floss in Strömen und der Drogenpapst verteilte unheilige Hostien. Fords Songwriting schien darunter nicht zu leiden. Im Gegenteil, seine Songs schienen selbst wahnsinnig geworden zu sein. Yeah! Ford juchzte und kauzte white-soul-königlich in die Aufnahmemikros. 1973 entstand das Album „Big Moth USA“ für Paramount. Doch nur eine Single und eine 12 erschienen. Davon blieb die 12 auf den Schreibtischen der Labelmacher liegen. Angeblich verspottete der ständig volle Ford die Verantwortlichen. Die zeigten ihm rigoros den Mittelfinger und stampften alles ein. Aus und vorbei.
Jetzt würde eigentlich Daniel Decker ins Spiel kommen. Doch 36 Jahre später erscheint nun das legendäre „Unissued Paramount Album“. Der Soul soult, der Country trippelt und der Whisky kommt in Flaschen. Wunderbare Songs, toll vorgetragen von „Mister Wahnsinn“ und immer den Funk im Nacken, erklärt sich „Big Mouth USA“ von selbst. Nach Jahren dürfen wir an Fords Ausschweifungen teilhaben. So entdecken wir einen feisten Entertainer mit Hang zur Selbstzerstörung. Schon 1970, noch bei Capitol, gab es die selbe Leier. Dieses Album ist nun auch erhältlich. Vielleicht nimmt sich Herr Decker jenes an, um mir einen vor den Latz zu knallen. Lohnen würde es sich alle mal.
Warte gespannt…