Not Available: Bee Gees – Gibb, Gibb & Gibb

Eine einmalige Sache, drei Brüder, drei Soloalben, alle zur selben Zeit aufgenommen und kein einziges ist veröffentlicht. Doch erst mal zurück: 1958 gründeten die Zwillingsbrüder Robin und Maurice zusammen mit ihrem älteren Bruder Barry in Australien die Bee Gees, wo sie innerhalb von wenigen Jahren zu Teenie Stars aufstiegen. 1966 siedelten die Jungs wieder nach England über, wo sie aufgewachsen waren. Verstärkt durch den Gitarristen Vince Melouney und den Drummer Colin Peterson konnten sie bereits 1967 mit „New York Mining Desaster 1941“ einen ersten Welterfolg verzeichnen. Doch bereits zwei Jahre später zeigten sich erste Risse im Bandgefüge. Nach „Odessa“ verließ Vince die Band, um eine bluesigere Richtung einzuschlagen. Aber auch zwischen den Brüdern lief nicht alles glatt.
Robin nahm an, dass ihr Produzent Robert Stigwood, der sie nach England holte und ihnen somit den Welterfolg erst ermöglichte, immer mehr auf Barry als Frontman setzen würde. Immerhin war Barry für viele der Kompositionen verantwortlich und wurde 68 zum schönsten Mann der Welt gewählt (Kein Scheiß!). Als dann im März 69 „First Of May“ als Single veröffentlicht wurde, platzte Robin der Kragen. Seine Komposition „Lamplight“ war lediglich die B-Seite. Stigwood entschied eigenhändig, dass Barrys „First Of May“ die A-Seite sein sollte und bestätigte somit Robins Verdacht, der daraufhin die Band verließ, um eine Solokarriere zu starten.
Bereits im August erschien Robins erste Solosingle „Saved By The Bell“, die in Deutschland bis auf Platz 3 der Charts klettern konnte. Den Singles „One Million Years“, „August October“ sowie dem folgenden Soloalbum „Robin’s Reign“ war dieser Erfolg nicht vergönnt und das, obwohl Robins Zwillingsbruder Maurice zu Barrys Missfallen auch auf dem Album mitspielte.

Barry und Maurice feuerten dann auch noch Peterson und am 9. Dezember 1969 gab Barry das Ende der Bee Gees bekannt. Dennoch erschien im April 1970 das mit neuem Drummer eingespielte „Cucumber Castle“ das keinen nennenswerten Fortschritt außer einem dämlichen Albumtitel und der Nervsingle „I.O. I.O.“ vorweisen konnte. Die Luft war raus und auch Maurice und Barry waren bestärkt in dem Vorhaben auf Solopfaden zu wandern. Hier kommen wir endlich zum eigentlichen Thema, hier wird es interessant: Tatsächlich nahmen alle drei Brüder jeweils ein Soloalbum auf, doch keines der drei Alben wurde veröffentlicht.
Robin nahm 1970 mit „Sing Slowly Sisters“ ein weiteres Soloalbum auf, das selbst ihm peinlich war. Seine hohe Stimme gleicht hier der eines abgestochenen Erdhörnchens und Tonnen von Bläsern und Streichern kleistern die Songs unnötig zu. Vielmehr an den Ladenhüterqualitäten von „Robin’s Reign“ als an der Qualität von „Sing Slowly Sisters“ dürfte es liegen, dass die Plattenfirma es nicht in Betracht zog das Album zu veröffentlichen. Wobei ich mir da nicht so sicher bin, nachdem ich einige der Songs hörte.
Weiter kam da letztendlich Barry. Sein Solowerk „The Kid’s No Good“ sollte im Herbst 1970 erscheinen. Mit der Unterstützung vom Produzenten Stigwood war das Album bereits im März fertig und im Mai erschien als Vorabsingle „I’ll kiss your memory“. Obwohl die Single nicht viel Erfolg hatte, hätte sich Barry der Unterstützung Stigwoods sicher sein können. Doch es sollte anders kommen.
Denn auch Maurice werkelte an einem eigenen Album, das ebenfalls im Herbst 1970 hätte erscheinen sollen. Als einziger Gibb ohne Egoprobleme litt er unter der Trennung. Stets war er der Bruder mit den wenigsten Leadparts und das war okay für ihn. Er wollte gar nicht im Mittelpunkt stehen. Trotz eines kleinen Intermezzos in einem von Stigwood produzierten Musicals namens „Sing A Rude Song“ und einer Solosingle mit dem Titel „Railroad“ konnte sich Maurice nicht an den Gedanken gewöhnen ohne seine Brüder aufzutreten. Vielleicht war es aber auch die enorme Erfolglosigkeit seiner Solosingle. Immerhin schaffte es Robin mit „Saved By The Bell“ in die Top Ten und auch Barrys trantütiges „I’ll kiss your memory“ konnte sich in einigen Ländern in den Charts platzieren. Maurice war mit „Railroad“ keinerlei Erfolg vergönnt und so war er es, der Mitte 1970 zu seinem Zwillingsbruder Kontakt aufnahm, um Perspektiven zu klären und gemeinsam zu musizieren. Sein Soloalbum „The Loner“ wurde vermutlich nicht mal mehr fertig produziert.

Barry Gibb war anfangs nicht begeistert von einer Reunion, dennoch stimmte er dann im August zu an einem neuen Album mitzuarbeiten. Seine Solokarriere war aber noch nicht vom Tisch. Im Spätsommer trat er im deutschen Fernsehen auf und präsentierte die Songs „One Bad Thing“ sowie „The Day Your Eyes Meet Mine“ und kündigte eine weitere Single mit eben diesen Songs an. Beide Songs hätten auf „The Kid’s No Good“ enthalten sein sollen. Dennoch erschien die Single wie auch das Album aus unbekannten Gründen nie. Vielleicht doch zugunsten der Reunion?
Der Bruch in der Band war allerdings längst nicht gekittet. Am Comeback Album „2 Years On“ sieht man das noch an den Songwriting Credits. Barry auf der einen Seite und Maurice und Robin auf der anderen. Auch im Studio gingen Barry und Robin eher getrennte Wege, einzig Maurice ist auf allen zwölf Stücken vertreten. Dennoch sollte keines der vorher aufgenommen Solowerke offiziell erscheinen. Barry verschacherte die fertigen Songs von „The Kid’s No Good“ an andere Musiker. Unter anderem an Peter Maffay und Katja Ebstein und es erschienen einige Bootlegs in ausgesprochen guter Qualität.
Robin leugnete bis 2005, dass es „Sing Slowly Sisters“ überhaupt gäbe. Vielleicht musste er es aufgrund der kursierenden Songs im Netz letztendlich doch zugeben.
Maurice gestaltet sich zur tragischen Figur der nichtveröffentlichten Alben. Nach dem unvollendeten „The Loner“ schafften es seine Soloalben „Strings And Things“ (1981), ein rein instrumentales Album, sowie die Soundtrack-Arbeit „A Breed Apart“ (1984) ebenfalls nicht in die Läden. Doch das sind andere Geschichten.

0 Gedanken zu „Not Available: Bee Gees – Gibb, Gibb & Gibb“

  1. Egal was man über die BeeGees schreibt, egal was man über sie denkt, kaum eine andere Gruppe hat es geschafft so erfolgreich im Musikgeschäft zu sein. Egal ob auf der Bühne oder als Songwriter für andere Stars und Sternchen der Musikwelt, die BeeGees haben immer kräftig mitgemischt. Meinen Respekt haben sie in jedem Fall, auch wenn das sicherlich nicht zählt 😉

  2. Die Single „One Bad Thing“ mit B-Seite „The Day Your Eyes Meet Mine“ ist erschienen. „The Loner“ von Maurice wurde fertig produziert und auch hiervon existiert eine fertige Acetate.

  3. Hi Manfred, Danke für die Infos, ich werde nochmal recherchieren um Belege dafür zu finden. Bei Loner habe ich widersprüchliche Angaben gefunden, so dass ich bei dem „vermutlich“ blieb.

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