Klassiker: Ivor Cutler – Velvet Donkey

Ivor Cutler war einer der seltsamsten Felsen in der Brandung skurriler individualistischer Erzählonkel. In Glasgow 1923 geboren wurde er in den 1950er Jahren Musiklehrer. Kurze Zeit später nahm er seine ersten Kompositionen als EPs auf. Endgültig verhalfen ihm Kollegen ins Musikgeschäft. Die Überlieferung ist widersprüchlich; mal sei es John Lennon, mal Paul McCartney gewesen, der ihn als langjähriger Fan 1967 für einen Gastauftritt in den Magical-Mystery-Tour-Film holte. Er wurde Freund und Mentor Robert Wyatts. 1973 hört man Cutler dann auf Wyatts erstem Soloalbum „Rock Bottom“ gleich in zwei Stücken. Virgin wurde auf ihn aufmerksam. Schnell war ein Vertrag unterschrieben.
So entstanden folgende Alben innerhalb von drei Jahren bei Virgin: Dandruff, Velvet Donkey, und Jammy Smears. Vielleicht das Kompendium seines musiklischen Schaffens. Darüber hinaus schrieb er auch jede Menge Dichtung, Prosa und vor allem Kinderbücher. Später folgte dann in seinen musikalischen Veröffentlichungen mehr und mehr Autobiographisches und Peel Sessions.
Der Mann mit dem ausgeprägten schottischen Dialekt, welcher seine zuweilen ins Absure tendierenden Geschichten mit pikanter Würze einfärbte, transportierte eine gehörige Prise Lewis Caroll ins Songwriting.  Auf „Velvet Donkey“ brachte Cutler sein Erfolgskonzept zur Meisterschaft. Es ist eine Melanche aus Gedichtsammlung und kleinen oft intermezzohaften Liedchen. Cutlers poetisches Timbre changierte dabei von tröstlicher Kinderfabel bis zu süffisant Verwirrendem.
Spannende bis schelmenhafte Situationen, Kindheitsmomente, nur scheinbar banale Aphorismen werden entweder zu erholenden Erbauung oder andererseits zu phantasievoller Anregung gemessen und betont vorgetragen. Cutler berichtet z.B. von Brot und Butter, die sprachlich nie zusammen kommen können, dem Tod und 500 nackten Männern, die eine religiöse Sekte pflegen. Dabei bleibt er immer locker, ganz Gentleman, der seinen Schalk zwischen den Zeilen entfaltet. Nie verliert er seine gravitätische Ernsthaftigkeit. Das schafft das Geheimnisvolle und erhält das Tröstliche an seiner einzigartigen musikalischen Dichtung.
Velvet Donkey ist 1975 bei Virgin erschienen. „Go and Sit Upon the Grass“ von Velvet Donkey und andere Hörbeispiele gibt es hier.

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