Schon die ersten im Stotterrhythmus wiederholten Samples nähren meine Skepsis. Diese repetieren beharrlich den Namen des künstlereigenen Labels, eine viertstellige Zahlenkombination. Subtil ist das nicht. Nun ja, zur Musik gehört elementar die Wiederholung. Erst darüber kann sich rhythmische Struktur, Form der Fuge etc. bilden. Aber innerhalb dieser Formen, das hat sich bewährt, ist Variation meistens nicht schlecht. Das scheint der aus Rotterdam stammende Wahl-Washingtoner Produzent Martyn mit seinem Debutalbum „Great Length“ beharrlich zu ignorieren. Dafür ist er auf seinem ganz speziellen Retrotrip. Der führt ihn in die House- und Techno-Pionierjahre 1988-91.
Schnell ist klar: Martyn zitiert gerne typische House-Partien a la Baby Ford oder Nightmares on Wax als diese in ihrer frühen Phase noch Acid in den Hüften hatten (A Word of Science). Nie erreicht er auch nur annähernd den Biss und die Ausdruckskraft diese Vorbilder. Vier Akkorde in der Gebetsmühle, weichgespült, vier windelweiche Fäuste für einen ersterbenden Seufzer! Das wird dann gnadenlos durchgezogen. Für Steigerung, Übertreibung, Brechung und andere schöne Dinge ist da leider kein Platz mehr.
Aber es kommt noch schlimmer. Wenn Martyn einmal ein Pattern gefunden hat, dann lässt er es auch nicht so schnell los. Man kann dann, im Vorbeigähnen zwar immer mal wieder sagen, „Das klingt wie … !“ muss sich aber sogleich selbst ins Wort lallen: „Da hör ich doch lieber das Original“. Ab Stück 4 wird’s endgültig zur gruseligen Mutprobe für den Rezensenten. Über schier endlose Minuten ein 4-töniges Bass-Pattern und sonst nichts. Öder geht’s nimmer.
Leider zieht sich diese unbeschreibliche Einöde durch das ganz Album, nur kurz unterbrochen von „These Words“, der einzigen erträglichen und vokalen Nummer, die auf Martyns Myspace-Seite für sein Album wirbt. Aha, große Längen. Mensch Martyn, war das nötig?