Das Glück klopft manchmal leise an die Haustür. Oft ist es kaum zu hören. Die Protagonisten in Miranda Julys Kurzgeschichten wollen vielleicht gar nichts hören. Sie suhlen sich in Selbstmitleid, doch gerade das macht sie so menschlich und für den Leser umso liebenswürdiger. Skurrile Obsessionen plagen sie. Sie träumen sich durch Alltagsfrustrationen auf der Suche nach den Inseln, die aber leider zu oft schon ausgebucht sind. Da sind immer schon die Anderen, die man beneidet und gerade deswegen abgrundtief zu hassen scheint.
Miranda July, die Anarchokünstlerin aus Los Angeles, belebt das Format Kurzgeschichte neu. Ihre Helden tun alles, um uns Leser staunen zu lassen. Seltsamkeiten reihen sich anneinander und viele davon sind so nachvollziehbar, daß einem beim Kopfschütteln Tränen in die Augen schießen.
Miranda Julys Film „Ich und du und alle, die wir kennen“ war schon ein Masterpiece. Auch ihre Stories „Zehn Wahrheiten“ überzeugen voll und ganz, bieten Lesespaß und Lebensentwürfe, die nicht immer nur verrückt, sondern überdenkenswert sind.
July sitzt, mit Steinen bewaffnet, in ihrem Glashaus und wartet auf den ersten Wurf. Die Scheiben sind so dick, dennoch knackt es schon bedrohlich.
Erschienen bei Diogenes