Not Available: Van Morrison – Contractual Obligation Album

vanmorrison Wir müssen alle geil abliefern, oder zumindest abliefern. Auch Van Morrison muss abliefern. Auch er. Das scheiß Biz, also das Musikbusiness, war ja eh oft ein Thema für den ehemaligen Them Sänger. Mitte der 60er holte Bert Berns, Manager und Komponist des Them Klassikers „Here Comes The Night“ oder auch „Hang On Sloopy“ von den McCoys, den Iren nach New York und verhalf ihm zu einem Plattenvertrag bei seinem neu gegründeten Label Bang Records.
Van Morrison selbst überflog den Vertrag nur, bevor er seine Unterschrift setzte und hatte danach dran zu knabbern. Über ein Jahr musste er jeden Monat drei exklusive Songs bei Bang Records abliefern, eine doch recht unübliche Klausel. Zu allem Überfluss veröffentlichte Bern nach dem Top Ten Erfolg der Single „Brown Eyed Girl“ das Album „Blowin‘ Your Mind“ ohne Morrison davon in Kenntnis zu setzen. Dieser nahm an, dass sein aufgenommenes Material für Singles gedacht sei. Auch nach einer Aussprache mit Berns beklagte sich Morrison über fehlende Kontrolle über die Veröffentlichungen.
Am 30. Dezember 1967 verstarb Berns und dessen Witwe Ilene Berns übernahm seine Aufgaben. Allerdings machte Ilene Van Morrison und seine ewigen Streitereien verantwortlich für Berns Tod, so dass dieser es nicht leicht hatte. Wegen der Vertragsstreitereien konnte der Ire in New York und Umgebung weder auftreten noch aufnehmen. In seinem 1993 erschienenem Song „Big Time Operators“ verarbeitet er diese Zeit.
Erst als er nach Boston zog, konnte er mit ein paar Auftritten Warner Brothers auf sich aufmerksam machen. Die kauften ihn dann auch aus seinem Vertrag mit Bang Records. Woraufhin Van Morrison künstlerisch frei agieren konnte und mit „Astral Weeks“ seinen Meilenstein aufnahm. Allerdings konnten sie ihn von der ungewöhnlichen Klausel im Vertrag nicht befreien. Er musste Band Records noch 31 exklusive Songs nachliefern. Also setzte er sich 1967 hin und nahm diese 31 Songs komplett improvisiert in einer Session auf.
Ein großes „Fuck You“ schmetterte er seinem ehemaligen Label entgegen und nahm komplett unvermarktbares Zeug auf. Anfangs verfolgt er ein striktes Schema mit den Stücken „Twist and Shake“, „Shake And Roll“, „Stomp And Scream“, „Scream And Holler“ und „Jump And Thump“. Doch dann wird es zunehmend abstruser. So singt er darüber wie sehr er sein Label hasste, über Ringwürmer, Nasenbluten und einem Typen namens George widmete er gleich vier Titel („Hold On George“, „Here Comes Dumb George“, „Goodbye George“ und „Dum Dum George“). Morrison sang über sich selbst – sein ganzer Name ist George Ivan Morrison. Schließlich war er nicht ganz unschuldig an der Misere in die er geraten war. Seine Naivität war es, die dazu führte, dass er einen Vertrag unterschrieb, den er nicht ordentlich durchgelesen hatte.
Der Text eines der kleinen Skurrilitäten soll nicht vorenthalten werden. Hier das kurze Stück „I Want A Danish“ in dem es um dänisches Gebäck geht:
„You want a danish?
No, I just ate,
I’ve just ate.
D’ya’ want…
Like, I want some bread up front.
Oh, bread up front. You want a sandwich?
Have a danish.
Want a sandwich?
Have a sandwich.
Have a seat.
Have a seat,
Have a sandwich,
Have a danish.“
Letztendlich ging der Schuss gegen sein verhasstes Label mit der Zeit aber nach hinten los. Natürlich wollte Bang das gelieferte Material nicht veröffentlichen, doch ab den 90er Jahren fanden sich legal lizensiert einige der Songs auf Compilations und auch illegal auf Bootlegs. Manch einer ohne Backgroundwissen wird sich fragen, was das für ein Schwachsinn ist, den Morrison da verzapfte. Letztendlich wurden 2002 dann The Complete Bang Sessions als Doppel-CD veröffentlicht, die auf der zweiten CD das gesamte Material der Sessions haben. Und so kann man hören, wie die Songs immer skurriler werden und die Gitarre immer verstimmter. Nun, „Here Comes Dumb George“ könnte man sagen, doch anderseits haben diese Aufnahmen einen enormen Unterhaltungswert.

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