Graph sind die beiden Düsseldorfer Elektronik-Spezialisten Stefan Jürke und Jens Beyer. Sie bewerfen sich seit mittlerweile 4 Jahren mit Filterbänken und Klinkensteckern. Man kennt sich, den Kompressor des Anderen und die Midikanäle dazwischen. Graph sind Experten in Universalelektronik, einem heutzutage eher selten gegebenen Fach. Immerhin geht es darum, sich nie auf ein gerade aktuelles Sub-Genre elektronischer Musik festzulegen, sondern mit akribischer Analyse, die den leichten Gestus angewandter Wissenschaftlichkeit in sich trägt, Kernthesen aller Richtungen von IDM bis Breakcore und Dubstep zu erforschen. Das erfordert nicht nur stets ergonomische Controller, sondern auch Arbeitsprozesse, bei denen Graph Mechaniker einer digitalen Audio-Raffinerie sind, in der Samples, Loops und Cut-Ups so lange hin und her gerendert werden, bis Verzerrungs- und Groovegehalt eben stimmen. Freunde von Autechre und Aphex Twin wissen, was ich meine.
Graph trafen sich zunächst bei DJ-Abenden. Daraus entwickelten sie ihre erste Zusammenarbeit, zwei Live-Alben und die Erkenntnis, dass ihnen Punk näher steht als jeder Minimalelektro-Bausparvertrag. 2006 folgte Graphs Debutalbum „Eins“ . Nun legen sie mit ihrem zweiten Studioalbum „discapitalize“ ihre bisher fünfte Veröffentlichung vor. Auf dem Cover prangt ein Bierdeckel mit Langzeitbrandfleck wie ein Ausrufezeichen mit Aschemetaphorik: „discapitalize!“ ist nicht nur schönes Wortspiel mit Disc, sondern durchaus ernst gemeintes Statement zur Zeit.
Die ersten perkussiven Introklänge zirpen sich mit einer Vehemenz ins Mittelohr, als wäre Xenakis von Fennesz remixt worden. Noch mehr Druck geht kaum. Schnell wird klar, dass man von Graph kein Knartz-Four-to-the-floor erwarten darf. Hier wird avanciert um die Ecke gezerrt und gebreakt. Das zweite Stück ist schon die erste große Überraschung: „Working Rework“ ist mit ätherischem Motiv ein Catcher, wie ich ihn von Graph nicht erwartet hätte. Es folgt „Breakpoints, Transitions“, dessen Introbass Einleitungen typischer Drum’n‘ Bass-Nummern zitiert, in der Durchführung jedoch zwischen autechre-typischer Indifferenz und Rhytm’n‘ Noise-verwandten Passagen changiert.
Überhaupt scheint das Nichterfüllen von Erwartungen, das Nicht-zu-lange-Aushalten eines jeden Motivs so etwas wie ein Hauptmerkmal von Graph zu sein. Nur nicht langweilen, nur nichts auswalzen, immer überraschen! Doch Vorsicht, auch das sollte man nicht übertreiben! Es folgen eher introvertierte Stücke (For any Purpose, Nicht Bunden), die trotzdem die Spannung halten, dann ein letztes Durchatmen bevor „Discapitalize“ sich endgültig zu Exzellentem aufschwingt: „How to work with Attributes“ ist der raffinierte Höhepunkt eines Albums, dass trotz programmatischer Stilbrüche und Stilschichtungen ein jederzeit überzeugendes Ganzes ist.
Das Album „discapitalize“ von Graph ist bei Le Petit Machiniste erschienen. Weitere Hörproben gibt es hier.
Graph – Discapitalize
Graph sind die beiden Düsseldorfer Elektronik-Spezialisten Stefan Jürke und Jens Beyer. Sie bewerfen sich seit mittlerweile 4 Jahren mit Filterbänken und Klinkensteckern. Man kennt sich, den Kompressor des Anderen und die Midikanäle dazwischen. Graph sind Experten in Universalelektronik, einem heutzutage eher selten gegebenen Fach. Immerhin geht es darum, sich nie auf ein gerade aktuelles Sub-Genre elektronischer Musik festzulegen, sondern mit akribischer Analyse, die den leichten Gestus angewandten Wissenschaftlichkeit in sich trägt, Kernthesen aller Richtungen von IDM bis Breakcore und Dubstep zu erforschen. Das erfordert nicht nur stets ergonomische Controller, sondern auch Arbeitsprozesse, bei denen Graph Mechaniker einer digitalen Audio-Raffinerie sind, in der Samples, Loops und Cut-Ups so lange hin und her gerendert werden, bis Verzerrungs- und Groovegehalt eben stimmen. Freunde von Autechre und Aphex Twin wissen, was ich meine.
und sowas gibt es in düsseldorf? wer bucht die denn mal?
Gute Frage! Ein Albumpräsentation wäre wirklich sehr zu begrüßen.
Oder als Jargangsgeräusche Party. Ich würde auch eine Stunde Platten auflegen, die es nicht gibt. Ehhh, also tatsächlich die Musik, die erscheinen sollte. Obwohl das könnte nervig werden ohne Erklärung. Lieber doch HipHop.
hab gehört, dass da wohl was im ak47 laufen wird…
o gotT, iHr spießER miT euRer gROß-und klEINschreibung
Ach, im AK, wann denn?
wahrscheinlich am 12.07., details wollten die beiden noch nicht rausrücken.
releaseparty am 11.07, ak47 düsseldorf!
Freue mich, dann sehen wir uns dort!
meist kommentiert….
alle doktoren sind hiermit nochmal herzlich zur releaseparty im ak47 eingeladen!!!