Not Available: The Crystals – Let's Dance The Screw

In „Not Available“ stellt Daniel Decker Platten vor, die es nicht gibt. Diese Platten sind nicht erfunden. Es sind Mythen der Popkultur und der gute Mann recherchiert und geht ihnen auf den Grund. Manchmal belässt er es aber dabei, den Mythos Mythos sein zu lassen. Legenden sind oft schöner.
Kunst und Kommerz, das ist wie eine Ehe ohne Möglichkeit zur Scheidung. Und Scheidungen können dann recht teuer werden. Anfang der 60er verklagte sein ehemaliger Partner Lester Still den Wall-Of-Sound Meister Phil Spector (derzeit eher als mutmaßlicher Mörder mit Hang zu exzentrischen Frisuren bekannt). 61 gründeten die beiden Philles Records und landeten mit diversen Singles enorme Erfolge, die vor allem den Produktionskünsten Spectors zuzuschreiben waren. Der dachte sich dann, dass er die Einnahmen doch nicht mehr durch zwei teilen müsse. Nachdem Lester Still die Erfolgswelle von Spector unterbrach indem er selbst produzierte Singles veröffentlichte, die nicht charteten, war für Spector klar, dass es so nicht weitergehen kann. Spector arbeitete immer mehr für sich allein, ohne sich mit Still abzusprechen. Letzendlich verkaufte Still Spector dann seinen Anteil am Label für 60 000 Dollar. Doch Spector wollte Still nicht auszahlen und hielt Einnahmen des Labels, die beiden zustanden, zurück.
Die Sache kam vor Gericht und die Legende will es, dass Spector Still nicht nur auszahlen, sondern ihm auch die Tantiemen für die nächste Single der Crystals, einer der Philles Bestseller, versprechen musste. Und hier geht es dann um die Platte, die es nicht gibt. Natürlich ging Spector 1963 mit den Crystals ins Studio und er nahm auch einen Song auf.

Allein der Titel „Let’s Dance The Screw“ macht deutlich um was es Spector ging. So heißt „Screw“ auch jemanden abzocken.
Musikalisch war der Song eher simpel für Spectors Verhältnisse, doch die Botschaft konnte man nicht missverstehen. Auch Lester Still nicht, der direkt ein Promotion-Exemplar zugeschickt bekam. Dennoch wurde die Platte nie veröffentlicht.
Das spricht vor allem dafür, dass es sich bei der Geschichte mit den Tantiemen um eine Legende handelt, die um den musikalischen Racheakt Spectors gesponnen wurde. Wäre es um diese gegangen hätte Spector zumindest eine kleine Auflage in den Handel geben müssen. So ging es nur darum Still noch einmal ein „Fuck You“ entgegen zu schmettern und der kann eigentlich froh sein, dass Spectors Waffe damals noch die Musik war.

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